RICHARD BOORBERG VERLAG

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11.10.2018

Prof. Dr. Dorothee Dienstbühl

Die Gewalt nimmt zu

Antisemitismus und Übergriffe an deutschen Schulen

petrabarz - Fotolia

Gewalt an Schulen ist ein Dauerthema in Forschung und Medien. Meist geht es um sogenannte „jugendtypische“ Gewalt wie Mobbing und Bullying. Schreckenstaten wie Amokläufe an Schulen oder das Tötungsdelikt von Lünen im Januar 2018 sind glücklicherweise fürchterliche Ausnahmen. Doch die Entwicklung alltäglicher Gewalt in den Schulen ist besorgniserregend. Gerade antisemitisch begründete Übergriffe nehmen seit einigen Jahren in Deutschland sowohl im öffentlichen Raum als auch in den Schulen zu.

Zunahme registrierter Gewalt

Während nach aktuellem Stand und Medienberichten die Zahlen der registrierten Kriminalität in Deutschland deutlich gesunken sein sollen, zeigt sich der Trend an nordrhein-westfälischen Schulen gegenwärtig steigend (dies bereits auch im Jahr 2016, während bis zum Jahr 2015 die erfassten Delikte der Altersgruppe unter 21-jähriger rückläufig war). Laut LKA NRW nahmen die im Jahr 2017 an den Schulen registrierten Gewaltdelikte im Vergleich zum Vorjahr zu, allerdings gab es weniger Fälle von Diebstahl. Nach Angaben des LKA stiegen die Körperverletzungen von 5.600 auf 6.200, Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen von 40 auf 55 angezeigte Fälle. Insgesamt waren in NRW im vergangenen Jahr 22.913 Straftaten an Schulen (1. – 13. Klasse) registriert worden, etwa 1.000 mehr als im Vorjahr.  Die Zahlen der PKS geben keinen Aufschluss über nicht angezeigte Gewalt (Dunkelfeld-Problematik) und auch nicht darüber, was an ausschreitender Gewalt an Schulen durch gezielte Intervention möglicherweise verhindert werde konnte.

Antisemitismus in neuer Dimension

2017 wurden ca. 1.450 antisemitische Straftaten angezeigt. Umgerechnet sind dies vier pro Tag. Unter Antisemitismus wird allgemein Judenfeindlichkeit begriffen. Dabei geht es längst nicht nur um die Kritik an der israelischen (Siedlungs-)Politik, sondern um die Ablehnung des Staates Israel, der Religiosität des Judentums bis hin zur Feindschaft gegen den Juden / der Jüdin an sich. Somit impliziert Antisemitismus regelmäßig eine ausgeprägte Form von Rassismus, die aus dieser Perspektive Gewalt legitimiert.

Eine Diskussion besteht hinsichtlich der Motivation antisemitischer Gewalt in Deutschland. Während diese traditionell und auch in der Registrierung regelmäßig als rechtsextrem eingeordnet wird, zeichnen nicht nur Medienberichte, sondern auch einzelne Erlebnisberichte mittlerweile ein vielfältigeres Bild. So wird judenfeindliche Gewalt in der Öffentlichkeit mehr und mehr als ein Attribut aus dem islamischen Kulturkreis verstanden...[mehr]

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