RICHARD BOORBERG VERLAG

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10.03.2020

Achim Kluge; Andreas Stump

Steinreiche Kommune?

Besser nicht!

Spiroview Inc. - stock.adobe.com

Versiegelte und verschotterte Vorgärten machen nicht nur viel Arbeit, sondern haben zudem spürbar negative Auswirkungen auf ihre Umgebung. Dagegen können die Kommunen etwas tun! 

Vor allem infolge der anhaltenden Hitzeperioden 2018 und 2019 wurde offensichtlich, welche Veränderungen der Klimawandel in unsere Städte bringt. Kommunen suchen nach Instrumenten zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung. Hierbei kommt dem Grün in den Städten eine besondere Rolle zu: So erklärt sich, dass vielerorts wieder kommunale Förderprogramme zur Dach- und Fassadenbegrünung aufgelegt werden. Auch auf Bundes- und Länderebene werden neue Töpfe geschaffen, die allesamt dazu beitragen, die grüne Infrastruktur der Städte zu stärken. Ein wesentliches Motiv liegt für Kommunen auch im Bereich des Wassermanagements, insbesondere der Hochwasser- bzw. Starkregenvorsorge. Wo möglich, werden Flächen auf Plätzen und an Straßen entsiegelt und Versickerungsmöglichkeiten geschaffen, um die Kanalisation zu entlasten. Die Schattierung durch Bäume vermindert das Aufheizen von befestigten Flächen, Verdunstungskühle tut ein Übriges und nicht zuletzt sind es Aspekte wie die Schaffung von Lebensraum und das Angebot zur Naturerfahrung im direkten Lebensumfeld, die Städte und Gemeinden für mehr Grün motivieren. Erstaunlicherweise kann man parallel auf privaten Grundstücken seit einigen Jahren allerdings eine genau entgegengesetzte Entwicklung beobachten. Wuchsen früher vor vielen Häusern noch Stauden, Bäume und Hecken, so gibt es heute immer mehr Vorgärten, die komplett versiegelt sind oder mit Kies- und Schotteraufschüttungen angelegt wurden. Deshalb hat der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) e.V. schon im Frühjahr 2017 die Initiative „Rettet den Vorgarten“ ins Leben gerufen und auch in vielen Kommunen regt sich Widerstand.

Schottergärten verbieten?

Versiegelte und verschotterte Vorgärten machen nicht nur viel Arbeit, sondern haben zudem spürbar negative Auswirkungen auf ihre Umgebung. Zum einen heizen sie sich während des Tages stark auf und geben diese Hitze nachts wieder ab – direkt am Haus. Zum anderen nehmen sie Regenwasser nur bedingt auf, beziehungsweise sorgen für Störungen im natürlichen Wasserkreislauf. Die Folge ist, dass das Oberflächenwasser nicht mehr zur Verdunstung zur Verfügung steht. Damit beeinflussen sie direkt auch das städtische Kleinklima und verstärken noch die Belastungen der Menschen im Sommer, insbesondere in den sogenannten Tropennächten. Darüber hinaus bieten Schotter, Kies und Split der Tierwelt weder Nahrung noch Rückzugsorte. Gerade in Zeiten, in denen der Vogelrückgang sowie das Insektensterben in aller Munde ist, spielen diese Aspekte eine immer bedeutendere Rolle. Aus diesen Gründen diskutieren mehr und mehr Kommunen ein Verbot von versiegelten Vorgärten, andere haben bereits entsprechende Regelungen in ihre Bebauungspläne aufgenommen oder explizite Vorgarten-Satzungen erlassen...[mehr]

Achim Kluge
Andreas Stump
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