Der Terroranschlag am 19.12.2016 auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz sowie weitere Ereignisse etwa in Paris und Manchester haben bundesweit eine Diskussion über die Sicherheit bei Großveranstaltungen angestoßen, die zu einem Umdenken bei den Sicherheitsakteuren geführt hat.
Der Terroranschlag am 19.12.2016 auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz war eines der auslösenden Ereignisse, welches zu einem wesentlichen Umdenken in der Veranstaltungssicherheit hinsichtlich des Schutzes vor Terroranschlägen führte. Die Anschläge der vergangenen Jahre haben gezeigt, wie anfällig auch Veranstaltungen durch kriminelle Täter sein können. Das erste große Umdenken in der Veranstaltungssicherheit begann bereits mit dem Loveparade Unglück am 24. Juli 2010, bei dem 21 Besucher starben und über 500 Personen verletzt wurden. Die Anstrengungen in den darauffolgenden Jahren fokussierten sich jedoch in erster Linie darauf, dass aus den Mängeln der Loveparade gelernt und „best practice“ für künftige Veranstaltungen entwickelt wurden. Auch wenn selbstverständlich bereits in der Vergangenheit kriminelle Handlungen in der Risikoanalyse und somit in den Sicherheitskonzepten Eingang fanden, so waren Ereignisse wie in Paris, Berlin und Manchester für alle Akteure der Veranstaltungssicherheit fern jeglicher Vorstellungskraft.
Rückblick auf die Ereignisse
Die Ereignisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass Sicherheit kein Nebenprodukt sein darf. Veranstaltungen können klein und gefährlich, aber auch groß und ungefährlich sein. Daher gilt es die Risiken zu identifizieren, zu minimieren und das Schadensausmaß möglichst gering zu halten. Eine adäquate und professionelle Reaktion ist die Prävention und die Vorbereitung auf entsprechende Ereignisse. Trotz aller Bemühungen und Anstrengungen werden dennoch immer Restrisiken bleiben. Bundesweit werden jährlich circa 393 Millionen Besucher auf Veranstaltungen gezählt. Alleine in Berlin fanden im Jahr 2017 17.358 polizeilich relevante Veranstaltungen statt. Im Fokus des Handelns der Verantwortlichen stehen nicht nur die direkten Risiken, sondern auch die indirekten Risiken, die durch einen Terroranschlag entstehen können. Die Auswertungen der bisherigen Tathandlungen bieten Ansätze für die Prävention und das künftige operative sowie konzeptionelle Handeln. Veranstalter und Sicherheitsbehörden haben hierzu die ersten Maßnahmen getroffen. Damit ist zu konstatieren, dass die Veranstaltungssicherheit in Deutschland trotz der Ereignisse als hoch einzustufen ist.
Anprallschutz/Überfahrschutz bei Veranstaltungen
Spätestens nach dem Terroranschlag am Breitscheidplatz werden Veranstaltungen je nach Gefährdungslage mit einem Anprall- oder Überfahrschutz gesichert. Der Anprallschutz bietet überall dort zusätzliche Sicherheit, wo eine erhöhte Unfall- oder Kollisionsgefahr besteht. Der Überfahrschutz dient in erster Linie der Terrorabwehr und soll das gezielte und ungehinderte Einfahren von Kraftfahrzeugen in einen Bereich wirksam verhindern.
Überdenken des bisherigen Sicherheitsverständnisses
Während eine wirksame Maßnahme der Anprall- und Überfahrschutz darstellt, so sind auch sichere Personen- und Behältniskontrollen ein weiterer Baustein in der Sicherheitsarchitektur. Hierzu gehört die Kontrolle oder auch das Verbot, Rucksäcke und Gepäckstücke in einer Veranstaltung mitzuführen sowie die Personenkontrolle mittels Torsonden oder anderen technischen Möglichkeiten durchzuführen. Das Verständnis für derartige intensive Kontrollen ist bei den Besuchern noch nicht zu durchgängig gegeben. Auch sind die Besucher noch nicht ausreichend sensibilisiert, selbst Gefahrensituation und verdächtige Personen zu erkennen und den Sicherheitskräften umgehend zu melden...[mehr]